The three North Faces 1986
Date
1986
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Eigernordwand, Matterhornnordwand und Walkerpfeiler
Hinterstoisserquergang, Todesbiwak, Spinne. Geschichtstraechtige Namen in einer geschichts – traechtigen Wand. Als vierzehnjaehriger Junge lass ich begeistert Anderl Heckmaiyers oder Toni Hiebelers Eigernordwand Schilderungen. Bei diesen Todesmutigen Abenteuern grausste es mir jedesmal. Helden der Bergwelt, die Ihr Leben im Kampf mit der Wand einsetzten. Nicht im Traum dachte ich daran, dass ich mich selbst einmal in einer dieser Waende wiederfinden wuerde. Im August 1986 war es dann soweit. Eigentlich sollte es in die Petit Jorasses Westwand gehen. Das Wetter war gut, die Verhaeltnisse ideal und der Walkerpfeiler an der Grandes Jorasses sah viel reizvoller aus. Die Entscheidung war schnell gefaellt. Zwei Tage und eine kalte Biwaknacht lang hielten uns seine 1000 m eisdurchsetzter Granit in Atem. Die Freude war gross, war es nach Biancograt, Montblanc UEberschreitung oder Piz Roseg Nordostwand doch eigentlich meine erste grosse Alpenwand. Und dann gleich der Walkerpfeiler. Mit einem Male war die Angst vor den grossen Waenden gebrochen. Wetter und Objektive Gefahren waren mir aus vielen Bergurlauben und leichteren Touren bekannt, das Koennen fuer die Schwierigkeiten brachte ich aus dem Klettergarten mit, wo ich damals bereits im achten Grad kletterte. Hat man eine geklettert, will man sie alle drei machen. Und so stand ich dann schon wenige Tage nach dem Walkerpfeiler am Fusse der Eigernordwand. Bei Nacht und Nebel schlugen wir unser Zelt auf der kleinen Scheideg auf. Die Wand kannten wir bis dahin nur von Bildern. Und so verfehlten wir den Einstieg dann in der Dunkelheit voellig, verstiegen uns und seilten bei Tagesanbruch wieder ab. Die Eigernordwand laesst sich doch nicht eben auf die Schnelle machen. Im Herbst kamen wir dann wieder, besser vorbereitet als das letzte mal. Am Nachmittag stiegen wir in die Wand ein, um am ersten Pfeiler das erste mal zu biwakieren. Die vorhergehende Nacht waren wir von Hamburg nach Grindelwald durchgefahren und nun entsprechend Muede. Und so verschliefen wir am naechsten Morgen erst einmal. Auf der kleinen Scheideg fuhren bereits die Bahnen, Menschen liefen hin und her. Wir beeilten uns, um nicht in den beruehmt beruechtigten Steinschlag zu kommen, der einsetzt wenn die Sonne den Gipfel erreicht. Hinterstoisser Quergang, Schwalbennest, erstes Eisfeld, lauter geschichtstraechtige Namen. Das zweite Eisfeld will dann kein Ende nehmen. Die Wand ist so riesig, dass es uns wie eine Wand in der Wand vorkommt. Schliesslich ueberrascht uns die Dunkelheit, so dass wir in der Randkluft des zweiten Eisfeldes biwakieren muessen und unser Tagesziel, das Todesbiwak auf dem Buegeleisen nicht mehr erreichen. Der naechste Tag sieht uns dann Eis hacken in der Rampe. Der beruehmte Wasserfallkamin, der im Sommer allen Nordwandaspiranten eine Dusche verpasst, ist gefrohren. Oder besser gesagt: 2 cm Eisauflage bedecken den Fels im steilsten Teil. Ich bin drann mit vorsteigen. Ein wackeliger Klemmkeil findet Platz in einem Riss. Dieser befindet sich bereits einige Meter unter mir, als mir ploetzlich das Eis unter den Fuessen wegbricht und ich nur noch an Eisbeil und Eisaxt haenge, die beide nur 1,5 cm im Eis stecken. Doch ich kann den Sturz verhindern und die Mitgliedschaft in der Schweizer Rettungsflugwacht bleibt ungenutzt. Dann stehen wir schliesslich am Goetterquergang. Laut Fuehrer letzter guter Biwakplatz vor dem Gipfel. Wieviel Uhr mag es wohl sein? Die Antwort laege im Handschuhfach im Auto. Bevor wir also wieder im Dunkeln in irgend einer Randkluft biwakieren muessen, machen wir es uns schon hier bequem und warten auf die Dunkelheit. Und warten, und warten und warten. Irgendwann kommt die Erkenntnis, das wir es vielleicht doch noch bis zum Gipfel geschafft haetten. Aber das Wetter ist stabil, die Sicht phantastisch und die Temperatur Eiskalt. Dies verschont uns allerdings vor der schlimmsten Waffe des Berges, dem Steinschlag. Denn die spaete Jahreszeit haben wir nicht umsonst gewaehlt. In unseren Schlafsaecken koennen wir so den Blick auf die 1000 m tiefer liegende und sich von den letzten Sonnenstrahlen streicheln lassende kleine Scheideg geniessen. Am naechsten Tag geht es dann zum Fruehstueck durch den Goetterquergang und die Spinne. So ausgesetzt haetten wir es dann doch nicht erwartet. Es folgen die Ausstiegsrisse und das Gipfeleisfeld, und am Mittag sitzen wir nur mit Unterhose bekleidet in der warmen Gipfelsonne, jedenfalls kommt sie uns nach drei Tagen Nordwand Kuehlschrank warm vor. Die im Helikopter in zwanzig Meter Entfernung vorbeifliegenden Touristen freuen sich jedenfalls fast noch mehr ueber die beiden nackten Maenner die da auf dem Eiger sitzen, als wir ueber unseren Gipfelsieg. Denn uns wird bewusst, das jetzt natuerlich noch weitere 1200 m Kletterei vor uns liegen: die Matterhorn Nordwand fehlt uns nun noch in unserer Trilogie. Und so stehen wir eine Woche spaeter auch schon am Fusse dieses beruehmten Berges, noch stolz in den Erinnerungen an den Eiger schwelgend. Aber wir sind gut erholt und jetzt natuerlich besser trainiert. Und so stehen wir nach zwei Tagen am Gipfel. Es ist eiskalt, aber wir haben es geschafft. Die Welt liegt uns zu Fuessen. Wir stehen nicht nur auf einem, sondern gleichzeitig auf drei Gipfeln: den Gipfeln von Eiger, Matterhorn und Grandes Jorasses.
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